Regierungserklärung
Ich will in ihr Gehirn
Und bin ich erst mal drin
Dann weide ich sie aus
Mach ihren Kopf zu meinem Haus
Entferne was mir lästig ist
Wahrheit und Rückgrat nie
vermisst
Moral und Anstand hemmend Schwere
Ersetzt durch meine Meisterleere
Dann mach ich's mir bequem
Doch darf mich niemand sehen
Sie müssen alle denken
Selbst ihr Geschick zu lenken
Die Mär vom freien Willen
Mit schönen Worten stillen
Ich lass sie diskutieren
Und lass sie formulieren
Und lass sie auch entscheiden
Doch kann ich's dann nicht leiden
Dann mach ich ihnen klar
Ihr seid die Fans und ich der Star
Das größte Glück die Massen
Nach meinem Willen tanzen lassen
Die die gar wenig wissen
Sich voll Vertrauen auf mich stützen
Die unerfahren mit gutem Glauben
Sich meiner Führung anvertrauen
Die unbeleckt in fremden Bräuchen
Sie sind so schnell und leicht zu täuschen
Ich scheiß einen Haufen vor sie hin
Und mach ihnen weis mit ernster Stirn
Es ist das Ziel mit allen Sinnen
Den Berg dort unten zu erklimmen
Sie merken nicht wie ihnen geschieht
Und ahnen nicht was ihnen blüht
Wenn aus der Scheinwelt sie erwachen
Und hehre Träume zusammenkrachen
Ich geb ihnen was sie haben wollen
Und lass sie spielen, singen, tollen
Solang sie's tun zu meinem Nutzen
Da werd ich niemand's Flügel stutzen
Doch brauch ich auch die kleinen Massen
Die die sich gern benutzen lassen
Die die sich immer redlich mühen
Der Obrigkeit zu Dienst zu stehen
Aus Angst tun es die einen
Und andere weil sie meinen
Des Talmisensei Gesslerhut
Sei doch an sich das höchste Gut
Vor allem möcht ich niemals missen
Die die es längst schon besser wissen
Und auch in manchen anderen Schatten
Noch nie sehr viel Bedenken hatten
Die alles würden folgsam tun
Für Einfluss und für Ruhm
Für Pöstchen und für Titel
Da werden sie meine Büttel
All die da atmen meinen Dunst
Erfreuen sich meiner steten Gunst
Denn meinen treuesten Vasallen
Denen tu ich mancher Art Gefallen
An kleiner Macht lass ich sie kosten
Solang's nicht geht zu meinen Lasten
Sie lecken Blut in vielen Farben
Wollen sich an bunten Stoffen laben
Und sollten sie mal wagen
Mein Tun zu hinterfragen
Geschichten können viel sie hören
Versprechen lange sie betören
Und lässt sich einer nicht umgarnen
Werd ich an seine Treu ihn mahnen
An seine Einsicht appellieren
Was er würd alles bald verlieren
Denn außerhalb von meiner Welt
Da sind sie auf sich selbst gestellt
Und alle Würden, alle Orden
Sind schnell Makulatur geworden
Bald sitz ich fett auf meinem Thron
Sonn mich an meiner Taten Lohn
Und kommen solche die da mahnen
Könnt sich für mich Gefahr anbahnen
Dann eilen meine Wadenbeißer
Die alles tun für ihren Meister
Die Wahrheit unter Lügen pflügen
Und Anstand als Verrat gern rügen
Die Einheit unter mir beschwören
An keiner Heuchelei sich stören
Korrupt bis aufs verfaulte Mark
Nutz ich sie aus und mach mich stark
Ich kriech
heraus aus meinem Versteck
Und
zieh die Zweifler durch den Dreck
Voll Mut drück ich auf
einen Knopf
Gar bald schon fehlt
ein freier Kopf
So demonstrier ich meine
Kraft
Zeig mich in meiner
ganzen Pracht
Und wenn das Volk nun
endlich lernt
Und auch der Hofstaat
klar erkennt
Dass sich der rechte Weg nicht
lohnt
Dann
geht es weiter wie gewohnt
Und hab ich erst die Stadt umnetzt
Dann kommt das Land
Und dann der Rest