Vorbilder
Der Lehrer sagt: Das ist so nicht
richtig.
Der Schüler sagt: Großmeister X macht das
so.
Der Lehrer sagt: Das ist nicht
gut.
Der Schüler sagt: Bei Großmeister Y sieht man das
so.
Der Lehrer sagt: Das ist
falsch.
Der Schüler sagt: Großmeister Z macht das immer.
Beide haben recht. Nur: Wenn man die Falten von Model A,
die Krähenfüße von Model B, die Bulimie von Model C,
die Cellulite von Model D und die Pickel am Hinterteil von Model E
zusammenbastelt, bekommt man kein Supermodel, sondern Frankensteins
Braut. Und wenn man die Fehler, Unzulänglichkeiten, Eigenarten und
was auch immer von sechsten, siebten, achten und neunten Danen
addiert, bekommt man keinen zehnten Dan, sondern einen zehnten
Kyu.
Niemand ist perfekt und viele Dinge erhalten ihre hohe
Qualität erst im Gesamtzusammenhang. Wenn Vorbilder dazu dienen, die
eigenen Fehler zu rechtfertigen oder schönzureden, ist das schlecht.
Vorbilder sind nützlich, wenn man ihre
besonders guten Eigenschaften herauspickt oder sie als Ganzes
betrachtet.
© 2003
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