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101 Meisterwerke

Opus 88

 

Opus 88

 Schwarzgurtfinsternis

HAW, 2005, Museum für Modernste Kunst

 

Über das Bild

Kein Kunstobjekt der letzten Jahrhunderte hat mehr unqualifizierte Kritik und Unverständnis hervorgerufen, als das hier vorliegende Werk. Bei eingehender Betrachtung jedoch, wird jegliche Vulgärinterpretation durch die sachkundige Analyse des vorbereiteten und zur Erweiterung seines Horizontes gewillten Beobachters der Lächerlichkeit preisgegeben.

 

Das anfängliche Gefühl von Vertrautheit weicht schon nach wenigen Stunden dem Erleben eines unbekannten Formenreichtums. Überwältigt von der Kraft des Opus fühlt sich der Betrachter verloren in der Vielzahl möglicher Interpretationen. Dieses Werk ist nicht einfach im Vorbeigehen zu konsumieren, vielmehr will es erforscht, ja geradezu erobert werden.

 

Die zunächst scheinbar vorherrschende visuelle Homogenität erweist sich bei näherer Inspektion als geschickte optische Täuschung, die sich der Künstler bewusst als prägendes Stilmittel zur Formulierung seiner Intention reserviert.

 

Während das Bild im Inneren von einer Vielzahl monochromatischer Kreisformen und Rundungen geprägt wird, die konkrete Techniken diverser Kampfstile darstellen und für die gebundene Form des Gürtels stehen, sind seine Abgrenzungen zur Außenwelt von geraden und eckigen Motiven beherrscht, gleichsam Techniken und Gürtel in ausgelegtem Zustand verbildlichend. Und es ist dieser Kontrast, aus dem das Werk seine zunehmende Dynamik erzeugt.

 

Schon bald explodiert die anfangs fälschlich angenommene Ruhe und wandelt sich in ein Spektakel aus Kampfsequenzen, in eine Demonstration höchster physischer und spiritueller Energiedichte, unerreicht und die kühnste Vorstellung jeder Action Film Choreographie sprengend.

 

Die großzügige Abwesenheit stilistischer Elemente, die dem ungeübten Auge entgeht und doch in jedem Teil des Bildes präsent ist, findet ihr Pendant in der Selbsteinschätzung des Pseudo-Budoka. Nur erahnen lässt sich die zugrundegehende Formenvielfalt als Stellvertreter sämtlicher Kampfkünste, die das Bild mannigfaltig zu unterstellen vermag. Damit distanziert sich das Werk so erfrischend von der überdrüssigen Trivialkleckserei eines Rembrandt oder Van Gogh.

 

Gleichzeitig machen die Proportionen der Komposition etliche, bislang als unumstößlich geltende, Designprinzipien obsolet und bereiten so den Weg, weg von aufdringlichen Form und Farbspielereien hin zur rein inhaltlichen Dimension des Themas, ohne jedoch das Erscheinungsbild jemals zu verschweigen oder auch nur zu erwähnen.

Jedoch ist es nicht gerechtfertigt, von der erweiterten Generalisierung eines abstrakten Suprematismus zu sprechen. Fehlgeleitet durch den Titel des Werkes, der Schwarzgurtfinsternis, führt seine Interpretation als vollständiger oder teilweiser Gürtel, in die Irre. Gleichermaßen ist der Hinweis auf die Schwärze nicht relevant. Denn man könnte ebenso von einer Weiß, einer Gelb oder einer beliebig anderen Gurtfinsternis ausgehen.

 

Durch diese Projektion sind sämtliche Gürtelstufen optisch nicht mehr unterscheidbar und sowohl Anti-Meister als auch Anti-Schüler entlarven sich durch die Wirkung der aus ihrem jeweiligen Grad an Dilettantismus geborenen Techniken.

 

Die spielerische Extravaganz der verworfenen Initialinterpretation führt dem Betrachter die Überbewertung des durch das Etikett, dem Gürtel, begründeten ersten Eindrucks vor Augen und bietet gleichzeitig keinen Ausweg aus dem dadurch enstehenden Meinungsvakuum. So spielt das Werk mit Erwartungshaltungen, ohne diese weder zu enttäuschen, noch ihnen zu entsprechen. Es macht die eigenen Vorurteile über auf Farbpaletten abgebildete Fähigkeit Hierarchien bewusst und ermuntert dazu, diese kritisch zu verdrängen.

 

Man wartet geradezu darauf, dass jeden Moment die Finsternis der Helligkeit weicht und aufgrund nicht erkennbarer Ursachen eine wohldefinierte Buntheit freilegt, die sogenannte Graduierung, mit dem Gürtel als deren greifbare Materialisierung.

 

Ohne die von der Gürtelfarbe aufoktroierte Interpretation lässt sich formal nicht mehr eindeutig auf die Graduierung schließen, wodurch ein Feuerwerk an facettenreichen Interpretationsmöglichkeiten entfesselt wird. Alles Bunte sieht gleich aus in der schmeichelnden Abwesenheit des mal täuschenden, mal offenlegenden Lichtes. Der Trugschluss des Rückschlusses von der Farbe auf das wirkliche Niveau lässt sich in seiner ganzen Tragweite erahnen.

 

Dieses Phänomen wird auch nach vielmaligem  Erleben nicht abgeschwächt. Wir werden Zeuge einer inhärenten, sich permanent selbst neu erfindenden Illusion, die ohne wirkliche Veränderungen unablässig weitere  Schattierungen gebirt, um  schließlich aus dem routinierten Nichts ein von sich selbst überzeugtes Schwarz hervorzubringen. Der Kreis der farbgeschwängerten Inkompetenz schließt sich und bietet ein Spiegelbild der Vorgänge in Antivereinen und Antiverbänden.

 

Kurzbiographie des Künstlers

Bereits in seinem Frühoevre erstellte HAW erste rudimentäre Konzepte seines späteren Meisterwerkes, die immer wieder Verständnislosigkeit und Ablehnung hervorriefen. Schließlich profilierte er sich im Bereich der Rindswurst Radierung und Zahnpastalitografie.

Nach dem Studium der bildenden Kunst mit einer Abschlussarbeit über mäandernde Klärgrubenästhetik, machte sich der Maler einen Namen mit bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der theoretischen Paspartoutlackierung, die er als unabdingbare Vorstufe zu seiner künstlerischen Selbstfindung bezeichnet.

 

Im Jahr 2005 erhielt die Komposition mit Grün, Grün und Grün den Förderpreis der Gesellschaft für modernste Kunst und legte damit den finanziellen Grundstein für das kommende Schaffen des Maestros und einen Porsche.

 

Der internationale Erfolg zog vielmediale Aufarbeitungen nach sich. So entstanden ein Bühnenstück, drei Klingeltöne und mehrere Talk Shows. Schon früh sicherte sich Hollywood die Rechte an dem Stoff. Galt das Werk lange Zeit als unverfilmbar, wurde eine Realisierung jetzt durch Fortschritte der Computeranimation möglich.

 

Interpretationshinweise

Erfahrungsgemäß fällt es dem Neuling schwer, das Bild in seiner Gesamtheit wahrzunehmen und zu würgiden. Oft ist es daher hilfreich, zunächst einzelne Teile separat zu analysieren und dann zusammenzufügen. Dadurch wird die anfangs unendliche Menge möglicher Interpretationen mehr als halbiert.

 

Für den akademisch gedüngten Kunsthistoriker ergibt sich das Werk als logische und längst überfällige Folgerung aus Kaputten Videobildschirm Installationen und den gefeierten Frittenfettmobiles.

 

Im Mittelpunkt der Betrachtung steht jedoch immer die Bedeutung der Schwarzgurtfinsternis, als Platzhalter für das Konzept der doppelten Negation, die Vertuschung der Unfähigkeit des Anti-Budoka durch das eigentlich die Meisterstufe verkörpernde Symbol der Schwärze, welche das vorliegende Werk als einzigstes Artefakt in der Geschichte der Menschheitskulturen zu illustrieren vermag.

 

Schließlich ist dieses Bild, unabhängig von seinem unschätzbaren intellektuellen Reichtum, ein Fest für die Sinne, das die Eckpfeiler moderner Ästhetik neu definiert und die Kunst in das nächste Jahrtausend führt.

 

 

© 2007  SWV + TDI

 

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