Markenpiraterie
Jeans, Geld, Autoteile, Medikamente, Schmuck, Uhren,
Kunstobjekte, nichts ist vor Fälschungen sicher. Minderwertige
Kopien, die den Käufer täuschen und ehrliche Händler und Hersteller
schädigen. Selbst in
Bereichen, die man bislang für nicht gefährdet hielt, hat der
organisierte Betrug Einzug gehalten. Getroffen hat es die
asiatischen
Kampfkünste.
In zunehmendem Umfang werden etablierte Markennamen,
sowie die mit ihnen assoziierte Produkt-
und Zubehörpalette, von
skrupellosen Betrügern
missbraucht, um ihren
eigennützigen Zielen nachzugehen. Reisten solche Leute früher übers Land, um gefärbtes Wasser als Wundermittel
zu verkaufen, finden sie heutzutage in Vereinswesen und Politik ein dankbares
Betätigungsfeld.
Nicht
nur in den bekannten Hochburgen nebst Umland ist größte Vorsicht
geboten, sondern überall. Ein
Sprecher sagte dazu: „Es
ist eine der ältesten und billigsten Maschen, auf die aber
immer wieder ahnungslose Passanten reinfallen. Unterstützt
von jovialem Auftreten
wird eine Atmosphäre der Vertrauenswürdigkeit vorgegaukelt, auf
deren Basis die potentiellen Opfer dann in einen Sumpf aus
Scharlatanerie gelockt und schamlos ausgenutzt werden. Nicht wenige
verstricken sich in die Machenschaften der Betrüger und werden zu Mittätern.“
So wird zum Beispiel mit
inszenierten Warentests den Verbrauchern das Erreichen hoher Qualitätsstandards vorgetäuscht,
um sie damit in
Sicherheit zu wiegen und zu weiterem Konsum zu ermuntern.
Muss man die aufwendig
hergestellten Markenprodukte mit großem persönlichen Einsatz
bezahlen, werden die Fälschungen nach Entrichten einer geringen
Gebühr regelrecht verramscht. Authentisch aussehende Garantieurkunden fördern die
Illusion der Originalware. Das Verschneiden mit billigen nutzlosen Zusatzstoffen,
fehlerhafte Gebrauchsanweisungen, unbrauchbare Hotlines und
Repressionen gegen Konkurrenzfirmen, sind an der
Tagesordnung.
Besonders grotesk scheint der Aspekt, dass
obwohl den Opfern oft der Tatbestand bewusst ist, diese gefühlsmäßig
so eingewickelt wurden, dass sie Beschwerden als Vertrauensbruch
gegenüber den Tätern empfinden. In der Literatur ist dieses Phänomen
als „Büttel-Syndrom“
bekannt.
Hiervon sind nicht nur
Laien betroffen. Auch gutgläubige Fachleute fallen auf die Masche
rein. Ein Geschädigter
beschreibt es anschaulich so: „Während
dir XY bei Vertragsabschluss einen Arm kumpelhaft um die Schultern
legt, steht der andere Arm schon bereit, einem bei Reklamationen langsam ein Messer in die
Seite zu schieben.“
Die Auswirkungen für Kunden und seriöse Händler sind
gravierend. Hält sich der materielle Verlust meist noch in Grenzen,
sind die psychischen Folgen
schwerwiegender. Neben der Erkenntnis, seine Zeit verschwendet zu
haben, ist auch das Gefühl von scheinbar vertrauten Personen
betrogen worden zu sein, besonders schmerzlich. Verdrängung,
Leugnung und Abwendung von sämtlichen Budo-Produkten können daraus
resultieren.
Die
Folgen für den gesamten Kampfkunst-Markt bewerten Experten als
katastrophal bis hin zur vollständigen Auslöschung. Während die
bekannten Verpackungen weiterhin benutzt werden, um verpfuschte
Nachahmungen zu beherbergen, verschwinden die eigentlichen Inhalte
bis zur Unkenntlichkeit. Selbst bei einem sofortigen und
konsequenten Gegensteuern werde es mindestens ein Jahrzehnt dauern,
um die Schäden zu beseitigen und die Gesamtlage zu
stabilisieren.
Anzeichen, die es auch
dem Neuling ermöglichen, erste konkrete Verdachtsmomente
auszumachen, sind äußerst schwer zu erkennen.
Verbraucherschutzverbände verweisen hier auf die Aufklärungsseite
Karate-Doctor.de, die die Problematik auf vielfältige Weise
beleuchtet.
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