Fortschritt
Welche Kata machen wir heute
?
Diese Kata kann ich schon
!
Diese Kata brauch ich nicht mehr für
Prüfungen !
Die Kata hatten wir schon das letzte Mal
!
Machen wir heute eine neue Kata
?
Die Kata ist langweilig
!
Wann machen wir endlich die hohen Kata
?
Bisweilen fühlen sich Trainer wie Dirigenten, die
vor ein Orchester treten, das seine Instrumente nicht beherrscht.
Kaum in der Lage einfache Melodien oder auch nur Tonleitern zu
spielen, wünschen die Musiker laufend neue Stücke einzuüben. Ein
bisschen Beethoven, zehn Minuten Bruckner, zwanzig Minuten Mahler,
aufgelockert mit Sibelius und zum Aufwärmen etwas
Shostakovich.
Auf Turnieren sieht man immer wieder
Teilnehmer, sogar Kinder, die für hohe Meister-Grade gedachte Kata
vorführen. So etwas erinnert an jemanden, der nicht Klavier spielen
kann, aber sich selbst und das Publikum mit Aufführungen von
Rachmaninov beglückt, indem er auswendig lernt in welcher
Reihenfolge die vielen gleichaussehenden Tasten auf dem Flügel zu
drücken sind.
Fortschritt bedeutet, besser zu werden und
nicht irgendeine erreichte Oberflächlichkeit auf möglichst viele
Arten auszudrücken. Für das Training folgt daraus, anhand häufiger
Wiederholung einer begrenzten Anzahl von Formen, z.B.
Techniken/Kombinationen/Kata, Inhalte zu erkennen und zu
realisieren. Tieferes Verständnis lässt sich dann auf andere Dinge
übertragen und bildet die Grundlage Neues zu lernen und das Alte
weiter zu verbessern. Wer zehn Kata nur oberflächlich abzuspulen
weiß, wird die elfte Kata genauso schlecht machen, weil er nur sein
Unvermögen übertragen kann. Wer wenige oder auch nur eine einzige
Kata beherrscht, kann sein Können bei weiteren
anwenden.
.
Der Konsum immer neuer, immer bunterer,
immer exotischerer Übungen entspricht einer Ferien-Club Mentalität,
die außer ihrem Unterhaltungswert nur Illusionen von Fortschritt und
Niveau erzeugt.
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1999 TDI
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