Der Danbär
Hallo, liebe Tierfreunde. Im
Mittelpunkt unserer heutigen Sendung steht der
Danbär. War der Danbär noch vor nicht allzulanger Zeit ein
alltäglicher Anblick, ist er heute vom Aussterben bedroht.
Jetzt, verehrte Zuschauer, mögen Sie
einwenden, dass doch so viele Exemplare in Vereinsgehegen und bei
Veranstaltungen zu bestaunen sind. Das
ist richtig. Jedoch handelt es sich hier meist nur dem Namen nach um
Angehörige der felligen Gesellen. In der Regel sind es Spaß-
oder Sportzüchtungen, die für den Zeitvertreib oder die Erringung
von Pokalen bei zweifelhaften Wettbewerben mit unsinnigen Kriterien
optimiert wurden.
Aus dem ehemals vielseitigen
Kämpfer, Held vieler Geschichten, Spitze der
Nahrungskette und großem Vorbild wurde ein verweichlichter
selbstzufriedener Teddybär. Zwar kann er sich immer noch mit dem
bekannten Äußeren schmücken. Auch hat er sein Gebrüll noch nicht
ganz verloren. Jedoch darf dies nicht
darüber hinwegtäuschen, dass er in freier
Wildbahn kaum überleben kann. So ist sein
Jagdverhalten längst den Fütterungsgewohnheiten der modernen
Konsumgesellschaft zum
Opfer gefallen.
Es zeichnet sich ab, dass den
Danbären das Schicksal einer anderen bekannten Spezies ereilen
wird, des Schmetterlings. Wir alle kennen und
schätzen die lustigen Buntflügler. Aber wer weiß schon, dass die
liebenswürdigen Falter bis zu ihrem Befall mit dem Spaßparasiten
zu den
gefürchtetsten Räubern der Lüfte zählten.
Wie soll es weitergehen? Ist
kontrollierte Aufzucht und anschließendes Freilassen in die Natur
die Lösung? Erinnern wir uns an den letzten Auswilderungsversuch.
Nachdem die Danbären ihren Käfig widerwillig verlassen
hatten, trotteten sie orientierungslos durch die Gegend.
Als sie plötzlich einem Rehkitz
gegenüberstanden, fingen sie an, auf der Stelle zu hüpfen,
bis das Wild verstört abzog. Vor einem
Bienenkorb machten die Danbären Handstand und Purzelbäume,
um als Belohnung den ersehnten Honig zu
erhalten. Daraufhin wurde das Experiment
abgebrochen.
Einige Naturschützer schlagen
vor, die lernfreudigen Petze mit dem Gebrauch halbautomatischer
Schusswaffen vertraut zu machen, um ihnen so das Überleben in freier
Wildbahn zu ermöglichen. Ein diesbezüglicher Feldversuch scheiterte
bislang am Protest der Jägerlobby, die auf Dauer hohe Verluste in
den eigenen Reihen befürchtet.
Heutzutage geht man davon aus,
dass die Rückführung in die Natur unabsehbare Gefahren birgt.
Nicht nur für die Danbären selbst, sondern auch für die restliche
Tierwelt. Neuesten Forschungen zufolge kann das degenerierte
Verhaltensmuster der Fehlzüchtungen auf andere Spezies abfärben
und zu einem schleichenden Kollaps der gesamten Fauna
führen.
Bald werden wir den
Danbären nur noch aus Erzählungen
kennen. Und vielleicht wird man seine
mögliche Existenz einmal genauso in das Reich von Mythen und
Fabeln abtun, wie Einhörner und
Fernsehen ohne
Werbeunterbrechung.