Namen
Mittel-Version
Fängt man vollkommen bei Null an, ist es egal, wie die
Dinge bezeichnet werden, welche Namen
oder visuelle Symbole sie
erhalten.
Nach einiger Zeit, sagen wir Jahren, Jahrzehnten,
Jahrhunderten, sind bestimmte Assoziationen und Beiklänge mit jedem
Begriff verbunden. Und das ist der Punkt, wo Benennen und Umbenennen
kritisch
werden.
Betrachtet man beispielsweise das Wort „Superauto“,
kommen einem gewisse Dinge in den Sinn, wie hohe Geschwindigkeit,
Beschleunigung, Schönheit, Kraft, Stil, usw. Dasselbe gilt für die
einzelnen Automarken und ihre
Abzeichen.
Was wäre, wenn jemand einem langsamen, trägen,
langweiligen, zusammengeflickten Fahrzeug einen bekannten
Markennamen gibt, das entsprechende Emblem anbringt und das
Ganze zu verkaufen versucht. Wie wahrscheinlich wäre es, damit
durchzukommen ? Wie würden die Kunden, Händler und Hersteller
reagieren
?
Betrachten wir einen anderen
Begriff, etwa „Kampfkunst“
oder „Budo“.
Wieder sind damit bestimmte Assoziationen verbunden, zum Beispiel
Dynamik, hohe Geschwindigkeit, ausgefeilte Technik, Timing, Härte,
Disziplin, Genauigkeit, Kontrolle, mentale
Kraft.
Und wieder stelle man sich vor, dass jemand ein
Budo-Label an ein bequemes, selbstgefälliges, verweichlichtes,
angeberisches, oberflächliches, spaßerzeugendes und was auch immer
unpassendes Verhalten anbringt und es zu verkaufen versucht. Wie
wahrscheinlich wäre es, damit
... -- Aber nein, halt, es wird
erfolgreich praktiziert, zumindest in manchen Teilen dieses
Planeten.
Vernünftige Sprache basiert auf verlässlichen
Zuordnungen zwischen Symbolen und Inhalten. Sich an solch eine
einfache Regel nicht zu halten, vergiftet die Sprache, zerstört
ihre Funktion der Beschreibung, Aufbewahrung, Erhaltung und des
Transportes von Informationen, Konzepten und Ideen über Raum und
Zeit. Zuerst werden die Inhalte verdünnt, dann vergessen und
schließlich
aussterben.
Betrachte man noch ein Beispiel, das gebräuchliche
Wort „Meister“.
Es wird in vielen alltäglichen Bereichen benutzt. Wenn jemand
zum Beispiel ein KFZ-Meister ist, erwartet man, dass er seine
Urkunde dafür bekommen hat, dass er Bremsen und andere
Sachen reparieren kann und nicht, weil er ein netter Kerl ist,
sich oft, aber erfolglos bemüht hat und irgendeine Gebühr bezahlt
hat.
Entsprechendes gilt, wenn man jemanden
beim Budo als Meister bezeichnet. Graduierungen, auch die
Schülergrade, dürfen nicht vergeben werden, weil jemand
nützlich oder eine nette Person ist oder fleißig geholfen hat oder
regelmäßig, aber ohne Erfolg, trainiert hat, eine Gebühr bezahlt hat
oder den Verein verlassen will, wenn er nicht hochgraduiert
wird.
Auf unterschiedlichen Ebenen ist es die
Verantwortlichkeit von Verbänden, von Prüfern und von Trainern,
Scharlatanerie und Markenpiraterie zu bekämpfen und
entgegenzuwirken.
Besser gesagt, es sollte so sein. In der Praxis versagen
mehr und mehr der Verantwortlichen, und das meistens mit voller
Absicht. Massenweise werden Graduierungen unverdientermaßen
verteilt: für Beliebtheit, Gefallen, Geld, Eitelkeit, sozialen Druck
und Karrieredenken. Daraus resultieren Gürtel-Inflation, Mangel
an Orientierung und Verlust von
Inhalten.
Heutzutage verlagert sich die Aufgabe, in der Budo
Welt zu navigieren, von Organisationen und Lehrern zu den Schülern -
und die meisten von ihnen werden irregeleitet und
scheitern.
Kurz
gesagt:
Glasperlen zu verkaufen ist kein Betrug, wohl
aber, sie als Diamanten zu
verkaufen.
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